Da wir uns den Bedenken, welche die LernbegleiterInnen aufgrund der „Informellen Kompetenzmessungen“ und speziell dem Zeitpunkt der Durchführung anschließen, haben wir einen Brief an das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung geschrieben.

Sehr geehrter Herr Bundesminister!


Wir – der Elternverein der Integrativen Lernwerkstatt Brigittenau – haben erfahren, dass in diesem Sommersemester von 24. April bis 14. Mai erstmals verpflichtend die IKM Testungen in der 3. Schulstufe durchgeführten werden sollen. Diese Tatsache schockiert uns Eltern und wir erachten den Zeitpunkt der Durchführung als höchst problematisch. Die Kinder starten mit 26.4. hier in den östlichen Bundesländern nach einem erneuten mehrwöchigen Lockdown wieder mit dem regulären Schulbetrieb.


Ungeachtet dessen haben die Kinder in ganz Österreich ein außergewöhnliches und sehr herausforderndes Jahr mit vielen Einschränkungen hinter sich. Es gab mehrere wochenlange Schul-Lockdowns mit weitreichenden Folgen, die Ihnen sicher bekannt sind. Viele Kinder leiden unter dem eingeschränkten Schulbetrieb, nicht nur wegen der fehlenden Struktur und der fehlenden sozialen Kontakte, sondern auch weil die nötige individuelle Lernförderung zum Teil dezimiert war und sie im Lernstoff zurückgefallen sind. Seit über einem Jahr müssen sich unsere Kinder an die Coronamaßnahmen halten und ihre – für diese Altersgruppe so wichtigen – Sozialkontakte mit Gleichaltrigen massiv reduzieren. Zudem fallen auch viele liebgewonnene und ausgleichende Freizeitaktivitäten seit Monaten weg. Diese kurze Aufzählung soll nur einen Teil der Belastungen unserer Kinder aufzeigen.

Wir erleben die Lehrkräfte und die Direktion in der Integrativen Lernwerkstatt Brigittenau als sehr engagiert, aber trotz vieler Bemühungen werden die Kinder auch von ihnen als sehr belastet wahrgenommen. Die Lernbegleiter*innen sind im Schulalltag mit Ängsten, Schlafstörungen und dem Gefühl der Wut von Seiten der Schüler*innen konfrontiert. Daher bräuchten die Kinder auch aus Elternsicht dringend psychologische Begleitung anstatt standardisierter Tests, die die Kinder zusätzlich unter Druck setzen. Wir fordern Sie demnach eindringlich auf, gerade in Zeiten wie diesen den enormen Druck unter dem unsere Kinder zweifellos stehen, nicht auch noch zu vergrößern. Die Kinder müssen nun in jeglicher Hinsicht gestützt und nicht überprüft werden.

Bedauerlicherweise mussten wir feststellen, dass an unserem Schulstandort keine zusätzlichen Ressourcen an Schulpsycholog*innen, Psychagog*innen, Beratungslehrer*innen oder Sozialarbeiter*innen zur Verfügung gestellt wurden. Dies wäre aus unserer Sicht dringend nachzuholen.

Mit Blick auf die Bedürfnisse unserer Kinder ist es für uns nicht nachvollziehbar, wieso nach einem solchen Jahr an einer standardisierten Kompetenzmessung festgehalten wird. Wir bitten Sie alles Nötige zu unternehmen, um diese Testungen von unseren Kindern abzuwenden.

Vielen Dank für Ihr Verständnis und Ihr Handeln im Sinne der Schulkinder.

Mit freundlichen Grüßen

Marcus Rössner, Obmann

Cornelia Reiter, Schriftführerin

Antwort des Bundesministeriums

Folgende Antwort hat uns das Bundesministerium zukommen lassen. Leider sind sie darin nicht auf unsere Kernanliegen eingegangen.

Sehr geehrte Eltern des Elternvereins ILB,

zunächst vielen Dank für Ihr Schreiben, sowie Ihr Engagement als Elternverein in herausfordernden Zeiten. 


Es ist für uns vollkommen nachvollziehbar, dass Corona und die damit verbundenen Einschränkungen/Auswirkungen Sie mit Sorge oder auch Ärger erfüllen. Das Eindämmen der Corona-Infektionen und die Wichtigkeit von Bildung für unsere Kinder – das in Einklang zu bringen schafft ein schwieriges und belastendes Spannungsverhältnis.

Bei der von Ihnen angesprochenen informellen Kompetenzmessung (IKM) handelt es sich um ein Instrument, welches Lehrer/innen dabei unterstützen n soll, den Förderbedarf sowie Fortschritt Ihrer Kinder einschätzen zu können.
Die Sorge, Ergebnisse der IKM würden in die Note mit einfließen können, wir Ihnen nehmen – das tun sie nicht Vielmehr tragen sie zur Planung und Gestaltung eines kompetenzorientierten Unterrichts bei.

Eine genaue Identifizierung von Stärken und Schwächen, Ressourcen und Potenzialen ist eine wesentliche Voraussetzung für eine zielgerichtete Unterrichtsentwicklung im Sinne einer möglichst individuellen Förderung.
Insbesondere in dieser Zeit soll im Sinne der Schüler/innen die Möglichkeit bestehen, den Unterricht laufend entsprechend ihrer Bedürfnisse weiter zu entwickeln.


Wir dürfen Ihnen versichern, dass das BMBWF bestrebt ist, alle Entscheidungen und Maßnahmen – sowohl in Fragen der Pandemie, als auch davon abgesehen – zum Wohle der Schüler/innen zu treffen.



Wir wünschen Ihnen alles Gute und verbleiben mit freundlichen Grüßen

Bundesministerium für Bildung,

Wissenschaft und Forschung

Bürger/innenservice